der Kapitän
Elf Uhr vierzig in der Nacht
Menschen führen eine verzweifelte Schlacht
gegen den Tod 
dem sie zeitlos verfangen
 
kein Hauch einer Chance
in eisiger Kälte und brausenden Meereswogen
pechschwarze Nacht hell erleuchtet
von sinkenden Lichtern erbeutet 
 
zornig erhebt sich der Bug des Schiffes
im Aufbäumen das Versagen
der Grösse entrinnt ein letztes stolzes Klagen
ein Knirschen, ein Krachen, ein Reissen
wie wenn ein eiserner Fingernagel über den Rumpf kratzt
zitternd und bebend bricht er entzwei
bis er ächzend sich legt auf die Oberfläche 
um still zu ertrinken in Meerestiefen
 
aufgeschlitzt von einem unvorstellbaren Messer
Schreien und Klagen sind nicht mehr zu hören
nur blankes Entsetzen
mit dem Tod gekommen
und das Meer weint
 
der Kapitän stand oben
einsam und verlassen
auf dem Schiff als letzter untergehend
kein Weinen auf seinem Gesicht, kein Klagen
der Eisberg will das Schiff endgültig fort tragen
mit ihm den Kapitän
 
das Ende naht in eisiger Ruh
in den kalten Wellen
bizarr und irgendwie schön die Nacht
die am Unglück vorbei zieht sacht
als wär nichts gewesen
nur der Tod ist gekommen
hat alles mit sich genommen
 
Stille ist eingetreten da und dort
mühsames Erwachen wie aus einem Traum
Wellen plätschern, Holzplanken taumeln
und Leichen treiben
und nichts mehr ist wie es einmal war

 

 

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