Erinnerungen                                                                          (Bild von Michael Wegner)   
Ich stand da - im Flur - unendlich lang
umgeben von einem stummen Gesang
der versteckt aus einer Nische drang
 
monotone Worte in der Weite verloren             
still und gebeugt ein Körper darin geboren
eine andere Welt - so gedankenverloren             
so lauschte ich dem stummen Gesang
hörte zu dem besonderen Klang
wie unter einem Zwang
 
sie sang von der Verlorenheit
so als wenn sie ganz befreit
von dieser monotonen Auswegslosigkeit
 
ein Lächeln fein und zart auf dem Gesicht
so wie der Tag im aufkommenden Licht
ein ewiges Verharren - im Verzicht
 
Verzicht auf alles was das Leben umgibt
Verzicht auf alles - das wurde geliebt
Verzicht auf alles was noch verblieb
 
 

 

Leonie
Frühmorgens liegst Du noch in Deinem Bett
im Schlafsaal beginnt das Kabarett
Betten reihen sich aneinander
als gäbs kein Entrinnen voneinander
 
die Haare noch ganz verworren
alle um Dich labbern und schnorren
ganz ruhig sitzt du da und wartest
ein Lächeln wie an einem Fest
 
du nestelst an der heißgeliebten Puppe
und störst dich nicht an der Gruppe
deine Tasche öffnest du verschworen  
jeden Morgen - wie wenn alles darin verloren
 
allmählich wird es leise im Saal
nur ein Kreuz hängt ganz kahl
es klagt über soviel Unausweichlichkeit
keine Ehre, keine Behutsamkeit
 
nur grenzenlose Verlassenheit
in einem kühlen Raum da alles schreit
nach mehr Liebe und Verständnis
wäre nicht ein bisschen Menschlichkeit die Erkenntnis
 
wann wird sich Würde erheben
wie sollen alle frei sein und leben
wenn sie nur Lieblosigkeit erleben
wie jemals soll Freude entstehen
 

 

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