Behindert

nicht leben und nicht sterben

nicht lachen und nicht weinen

nicht lächerlich sein

aber auch nichts ernst nehmen

nicht denken und nicht verzweifeln

nichts spüren und nichts merken

 

behindert in anderer Augen

manchmal scheint mir

als sähe ich an dir

ein Lächeln tief und fein

aus dir kommend

für einen Augeblick

in deinem Leben

ein Lächeln so rein

 

 

lebensschwach

es sind Tage vergangen

hinter denen die Wochen eilten

und ein paar Jahre nur zurück

wurdest du geboren

und niemand ahnte wirklich, wie schnell

du kämpfen müsstest

 

um dein Leben

um von ihm die Zeit zu erhaschen

von ihm zu erfahren

wer du warst

 

du wolltest es wissen

mit jedem Tag wurdest du grösser

und schwächer

und ein Windstoss hätte dich umgehauen

gnadenlos

 

aber du gabst nicht auf

auch als die Krankheit in dir dich zwang

nur zu liegen, tagaus tagein

kein Spiel

keine Abwechslung

irgendwann konntest du nicht mal mehr

deine Finger heben

deine Muskeln versagten

mit jedem Tag

immer schneller

du sprachst schon lange nichts mehr

deine Zunge war zu schwer geworden und eines Morgens

ich wartete und hoffte

wie jeden Morgen

vergebens

 

dass du um die Ecke kommen würdest

von irgendwem gestossen

liegend im Stuhl

aber an diesem Tag

kamst du nicht

würdest nie mehr kommen denn

 

dein Herz hat einfach aufgehört zu schlagen

zu schwach

um dich noch zu tragen

 

 

 

 

Zurück Home Weiter